Warum Zahnpflege für Menschen mit Nierenerkrankungen besonders wichtig ist
Untersuchungen zeigen, daß Entzündungen am Zahnfleisch (Parodontitis) den Organismus belasten. Frühes Zeichen einer Parodontalerkrankung ist häufiges Zahnfleischbluten beim Kauen oder Zähneputzen. In schlimmen Fällen können Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus die Folgen sein. Auch die Nieren sind betroffen.
„Für die Niere ist eine Entzündung im Körper zusätzlicher Stress – und bei blutendem Zahnfleisch gelangen Bakterien und Keime direkt in den Blutkreislauf“, erläutert Zahnarzt Dr. Christian Rath vom gemeinnützigen Verein für Zahnhygiene e.V. (www. zahnhygiene.de) Die Nierenwerte können sich dadurch verschlechtern.
Wichtig zu wissen: Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung sind anfälliger für Parodontitis und Karies. Sie sollten deshalb besonders auf ihre Mundgesundheit achten. Rath empfiehlt: „Sie müssen viel sorgfältiger putzen und sollten die Vorsorge- und Kontrolltermine in der Zahnarztpraxis regelmäßig und engmaschig einhalten. Auch sollten sie ihre Medikamentenliste und die Kontaktdaten ihrer Nephrologin beziehungsweise ihres Nephrologen dem zahnärztlichen Team mitteilen.“ So könnten diese sich miteinander austauschen, um eventuell notwendige Vorkehrungen für die zahnärztliche Behandlung zu treffen. Das gilt beispielsweise für den Einsatz von Medikamenten gegen Infektionen
Professionelle Zahnreinigung
Für nierenkranke Menschen ist die Kontrolle von Zähnen und Zahnfleisch besonders wichtig. Nach Auskunft der Verbraucherzentrale können gesetzlich krankenversicherte Erwachsene einmal pro Halbjahr kostenlos zur Kontrolluntersuchung zum Zahnarzt gehen.
Einmal pro Jahr ist die Zahnsteinentfernung Kassenleistung, und alle zwei Jahre die Erstellung eines Parodontalen Screening-Indexes. Dabei mißt der Zahnarzt die Tiefe der Zahnfleischtaschen, um festzustellen, ob behandlungsbedürftige Parodontitis vorliegt.
Die nächste Stufe der Vorbeugung ist die professionelle Zahnreinigung. Rath erachtet sie gerade bei nierenkranken Personen für wichtig: „Viele Studien haben bewiesen, daß sich diese kontinuierliche, in der Regel halbjährliche Prophylaxe über die Zeit sehr auszahlt. Die Kosten liegen zwischen 60 und 120 Euro, je nach Aufwand, Zahnanzahl und Standort der Praxis.“ Viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen diese Kosten inzwischen ganz oder teilweise.
Nierenkranke Menschen sollten laut Rath überlegen, das Intervall in Absprache mit dem Zahnarzt zu verkürzen und beispielsweise eine vierteljährliche Prophylaxe und Kontrolle vereinbaren. Denn wegen eines reduzierten Speichelflusses, erhöhter Blutungsneigung des Zahnfleischs, verminderter Immunantwort, der Gefahr von Pilzinfektionen sowie aufgrund der Belastung durch die Dialysebehandlung zählen sie zu den Risikopatienten für Parodontitis.
aus: KfH aspekte 3-21
Expertentips für die Mundhygiene
Was wir für die Mundhygiene selbst tun können
- Sanft, aber gründlich putzen, mindestens zweimal täglich. Am besten mit einer Zahnpasta, die einem schmeckt und die Fluorid (1.400 oder 1.500 ppm, steht in der Inhaltsangabe) enthält. Ob Handzahnbürste oder elektrische Zahnbürste – Hauptsache man nimmt sich Zeit und putzt gründlich auch über die meist empfohlenen drei Minuten hinweg. Wird noch keine elektrische Zahnbürste verwendet, kann die Umstellung darauf durchaus die Motivation zum Putzen erhöhen.
- Nach gründlichem Zähneputzen einen Zungenreiniger (gegen Mundgeruch) einsetzen. Zunge erst sanft mit der Zahnbürste putzen und dann vorsichtig mit dem Zungenschaber abziehen, zweimal pro Woche abends nach dem Zähneputzen. Danach eine Mundspülung verwenden.
- Einmal täglich (am besten abends) ein zirka 40 Zentimeter langes Stück Zahnseide für die Zwischenraumpflege benutzen. Tipp: Einen Knoten reinmachen – damit bekommt man zwischen den Zähnen die Beläge besser weg. Auch Interdentalbürsten sind sehr zu empfehlen.
- Vermieden werden sollte, die Zähne direkt nach dem Genuß von säurehaltigen Lebensmitteln wie Orangensaft, Wein, Salat oder Erdbeeren zu putzen, da sonst Abtragungen der Zahnhartsubstanz (unter anderem des Zahnschmelzes) auftreten können; mindestens 30 Minuten warten.