Im Laufe einer chronischen Nierenerkrankung verändert sich der Stoffwechsel des Patienten. Die regelmäßige Kontrolle der Blutwerte ist daher Voraussetzung für eine optimale Therapie. Zeigt der Befund einen zu hohen Kaliumspiegel im Blut, kann der Patient über die Ernährung positi­ven Einfluß nehmen. Kalium ist ein lebensnotwendiges Element. Als Elektrolyt ist es für die normale Funktion von Zel­len, Nerven und Muskeln wichtig. Um den richti­gen Kaliumspiegel im Blut aufrechtzuerhalten, passt der Körper die aufgenommene Kalium­men­ge an die abgegebene Menge an. Dabei kann er auf den in den Zellen gelagerten, großen Kali­um­speicher zurückgreifen, um den Kaliumspiegel im Blut innerhalb enger Grenzen konstant zu halten. Wir nehmen Kalium vor­wiegend über die Nahrung auf. Kalium kommt in allen Lebensmitteln vor. Besonders reich an Kalium sind bei­spielsweise Vollkorn­produkte, Kartoffeln, Brokkoli und Feldsalat, Nüsse, Trockenobst, Fisch, Bananen oder auch Nektarinen.

Ausgeschieden wird der wasserlösliche Mineral­stoff über den Urin, geringe Mengen auch über den Verdauungstrakt und Schweiß. Während ge­sunde Nieren Schwankungen hier ausgleichen können, wird diese Fähigkeit des Körpers durch einige Arzneimittel und bestimmte Erkrankungen beeinträchtigt. Bei chronisch nierenkranken Patienten kann der Kaliumwert im Blut zu hoch (Hyperkaliämie), aber in seltenen Fällen auch zu niedrig sein (Hypokaliämie). Ist der Wert zu nied­rig, wird meist kaliumreiche Nahrung empfohlen. Ein zu hoher Kaliumspiegel im Blut tritt Untersu­chungen zufolge bei Patienten kurz vor oder während der Dia­lysepflicht elf Mal so häufig auf wie bei Menschen ohne Nierenkrankheit, berichtet Dr. Bertil Oser, Arzt für Innere Medizin, Nephrologie und Diabetologie im KfH-Zentrum Bernkastel-Kues. Zur Behandlung eines zu hohen Kaliumwertes ge­hört zuallererst eine kaliumarme Ernährung. Der behandelnde Nephrologe entscheidet, ob darüber hinaus Arzneimittel, die einen Kaliumüberschuß verursachen können, abgesetzt werden und Medikamente zur Steigerung der Kaliumausschei­dung, sogenannte Kaliumbinder, eingenommen werden müssen. „Manchen Dialysepatienten, die insbesondere im langen Intervall den Kalium­überschuß durch entsprechende Ernährungsan­passung nicht abbauen können, raten wir zur Einnahme von Kaliumbindern am Wochenende. So können gefährliche Schwankungen vermieden werden“, erklärt Oser.

Kaum Schwankungen bei PD

„Patienten mit Peritonealdialyse (PD) haben diese Probleme prak­tisch nicht“, berichtet der Nephro­loge. Durch die kontinu­ierliche Entgiftung treten kaum Kalium­schwankungen auf und in der Folge ist das Risiko für Herz­rhyth­musstörungen bei der PD deutlich niedriger. Daher bietet die PD den Pa­tienten im Vergleich zur Hämo­dialyse beim Essen größere Freiheiten. Ist der Kaliumwert im Norm­bereich, profitiert der nierenkranke Patient durch verbesserte Lebensqualität wie zum Beispiel gute Verträg­lichkeit der Dialyse. Um Schwankungen zu vermeiden, wird der Kaliumwert bei Dialysepati­enten besonders engmaschig kontrolliert: In der Regel einmal im Monat, bei Patienten, die zu Hyperkaliämie neigen, individuell auch häufiger, be­richtet Oser. Dialysepatienten haben oftmals wei­tere Erkran­kungen, die zu einer verstärkten Frei­setzung von Kalium aus den Zellen führen können. Dazu zählen Diabetes mellitus oder auch me­tabolische Azidose. Um einen zu hohen Kaliumspiegel zu verhindern, muß auch der Medikamentenplan überprüft wer­den.

Einfluß auf eine verminderte Ausscheidung von Kalium können beispielsweise Beta-Blocker, ACE-Hemmer, Sartane, einzelne Diuretika und nicht-steroidale Antirheumatika haben. Aber auch starke und längere körperliche Anstrengung kann zu verstärkter Freisetzung von Kalium aus den Zellen führen. Und schließlich steigt der Kali­umspiegel durch kaliumreichhaltige Ernährung oder intravenöse kaliumhaltige Behandlung wie zum Beispiel Ernährungslösungen und Bluttrans­fusionen. Auch bei organtransplantierten Patienten muß der Kaliumspiegel regelmäßig kontrolliert wer­den. Denn auch in dieser Situation können ver­schiedene Medikamente, auch solche zur Vermei­dung von Abstoßungsreaktionen, eine sogenann­te Hyperkaliämie verursachen.

Symptome und Behandlung

Ein leichter Kaliumüberschuß verursacht in der Regel selten Symptome. „Manchmal entwickeln Patienten eine Muskelschwäche“, berichtet Oser. Steigt der Kaliumüberschuß weiter, kann das Läh­mungen und Herzrhythmusstörungen verursa­chen. Bei sehr hohem Kaliumspiegel droht sogar ein Herzstillstand.

Ist der Kaliumspiegel zu niedrig, kann dies zu Schwäche, Krämpfen, Zittern oder Lähmung von Muskeln und zu Herzrhythmusstörungen führen. Kalium ist wie Natrium durch die Dialyse sehr gut zu entfernen. „Liegen die Blutwerte für Kalium im Normalbereich, also bei 3,6 bis 4,8 mmoL, brau­chen die Patienten kein Kalium einsparen. Es ist nicht nur nicht notwendig, sondern kann sogar auch schädlich sein. Hier sollte immer erst der Rat des Dialyseteams eingeholt werden“, rät Oser. Liegt der Wert über 5 mmol, besteht eine Hyper­kaliämie, bei über 5,5 bis 6 mmol eine schwere Hyperkaliämie, die rasch behandelt werden muß.

Tips & Fakten

Im Gegensatz zu Phosphor ist Kalium wasserlös­lich und läßt sich daher zumindest teilweise bei der Zu­bereitung aus den Lebensmitteln heraus­lö­sen. Um den Kalium­gehalt zu verringern, schnei­det man das Ge­müse oder Obst zu­nächst klein und wässert es in der zehnfachen Menge Wasser für rund drei Stunden. Anschließend wird das Wasser weggegossen. In frischem, salzfreiem Wasser kann das Gemüse oder Obst nun gekocht werden. Nach dem Garen wird auch die Kochflüs­sigkeit weggeschüttet. Diese Art der Zubereitung kann bis zu 75 Prozent des Kaliums aus den Nah­rungsmitteln heraus­lösen.

Tiefkühlware sollte man auftauen und abtropfen lassen. So können auch hier rund 30 Prozent Kali­um eingespart werden. Konserven enthalten 30 bis 50 Prozent weniger Kalium als frisches Gemü­se oder Obst – vorausgesetzt, der Saft wird weg­geschüttet. Allerdings sind die Produkte oft sehr salzhaltig und haben weniger Vitamine als frische Lebensmittel.

Kaliumwerte im Vergleich

Weizenbrötchen 163
Erdbeerkonfitüre 58
Äpfel 119
Zucchini, roh 177
Reis, roh 112
Eier, roh 147
Salzstangen 124
Vollkornbrötchen 263
Fleischwurst 181
Bananen 367
Spinat, roh 554
Kartoffeln, roh 381
Fisch, roh 386
Erdnüsse, geröstet 841

Angaben in Milligramm pro 100 Gramm des entsprechenden Le­bensmittels.

Quelle: Deutsches Ernährungsberatungs- und informa­tionsnetz.

aus: KfH aspekte 2-19